Brecht und Brechts Hus
Bertolt Brecht und Helene Weigel im Haus in Skovsbostrand
Brechts Hus ist ein reetgedecktes Fachwerkhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert, in dem in den Jahren 1933–1939 der im Exil lebende, damals schon weltberühmte deutsche Dichter und Dramatiker Bertolt Brecht, seine Frau, die Schauspielerin Helene Weigel, und ihre beiden Kinder lebten.
Der Aufenthalt in Svendborg war für Brecht eine sehr produktive Zeit. Er schrieb im Haus eine Reihe zentraler Werke: Furcht und Elend des Dritten Reiches, Die Gewehre der Frau Carrar, Der gute Mensch von Sezuan, Leben des Galilei und die Svendborger Gedichte.
Während seines Aufenthalts in Dänemark hatte Brecht intensiven Kontakt zu dänischen Theaterleuten und Schauspielern und erhielt oft Besuch von anderen Exildeutschen. Zu den bekanntesten zählen der Komponist Hanns Eisler, der Philosoph Walter Benjamin und der Jurist Karl Korsch.
Bertolt Brecht und Helene Weigel lebten mit ihren Kindern in dem Haus, bis 1939 die Flucht über Schweden, Finnland und die Sowjetunion in die USA notwendig wurde.
Das Haus nach Brechts Zeit im Haus
Als Brecht 1939 Dänemark verließ, wurde das Haus verkauft. Das Haus war dann in Privatbesitz, bis die Gemeinde Svendborg es 1988 kaufte.
1981 brachte die Gemeinde Svendborg in Zusammenarbeit mit der DDR eine Gedenktafel an der Fassade des Gebäudes an, um an den 25. Todestag von Brecht zu erinnern. Die Gemeinde hoffte, dass diese Geste dazu führen würde, dass die damalige DDR-Regierung Aufträge an die Svendborg Werft erteilte.
Anfang der 1990er Jahre restaurierte die Gemeinde Svendborg das Brecht Hus. Die Idee war zunächst, in Zusammenarbeit mit dem Brecht-Zentrum in Ost-Berlin eine Art Gedenkort einzurichten. Doch in diesen Jahren zerfiel der ostdeutsche Staat, und die deutsche Wiedervereinigung wurde Wirklichkeit. In Svendborg führte dies zu einer erneuten politischen und öffentlichen Diskussion darüber, ob das Haus im Besitz der Gemeinde bleiben oder verkauft werden sollte. Es stellte sich jedoch heraus, dass auch in der Bundesrepublik Deutschland ein Interesse an der Erhaltung des Brechts Hus bestand, und nach und nach wuchs der Gedanke, das Haus als Refugium zu nutzen, in dem Künstler und Forscher für kürzere oder längere Zeit untergebracht werden konnten, um ungestört an ihren verschiedenen Projekten arbeiten zu können.
Seit dem Anfang haben rund 600 Künstler und Forscher in dem Haus gewohnt und gearbeitet.
Brechts Hus heute
Heute steht das schöne Reetdachhaus vor allem Menschen aus aller Welt zur Verfügung, die sich für kürzere oder längere Zeit ihrer wissenschaftlichen oder künstlerischen Arbeit widmen möchten.
Im Laufe der Jahre haben im Haus auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen stattgefunden, an denen die verschiedenen Bewohner des Hauses oder verschiedene Gäste teilnahmen. Prominentester Gast dürfte der Nobelpreisträger Günther Grass sein, der 2011 das Haus besuchte und über sein Oeuvre sprach.
Jedes Jahr besuchen viele dänische und ausländische Gruppen das Haus, um den Ort kennenzulernen und etwas über Brecht und seine Zeit im Haus zu erfahren: Schulklassen, Gymnasialklassen, Lesegruppen, ja, sogar Motorradclubs.

Brecht und Walter Benjamin spielen Schach im Garten am Haus.
Akademie der Künste, Berlin, Bertolt-Brecht-Archiv, Fotoarchiv 7/28, Foto: unbekannt

Brecht und Walter Benjamin spielen Schach im Garten am Haus.
Akademie der Künste, Berlin, Bertolt-Brecht-Archiv, Fotoarchiv 07/027, Foto: unbekannt

Helene Weigel erhielt 1934 in Svendborg einen Führerschein.
Hinter Helene Weigel sieht man das Haus.
Akademie der Künste, Berlin, Helene-Weigel-Archiv, Ur 2

Am 9. September 1981, zum 25. Todestag Brechts, fand in Svendborg eine Veranstaltung statt, bei der der Bürgermeister der Stadt und der Botschafter der DDR eine Gedenktafel am Haus enthüllten.